Werner Schwarz: "Schulze und Jessel machen es sich zu einfach"
Mit ungewöhnlich scharfer Kritik hat der Präsident des Bauernverbandes Schleswig-Holstein, Werner Schwarz, auf die Vorstellung des Berichts zur Lage der Natur durch die Bundesumweltministerin Svenja Schulze(SPD) und die Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz Beate Jessel reagiert.
Der fortschreitende Artenrückgang werde in dem Bericht kurzschlüssig auf den Rückgang blütenreicher Wiesen und Weiden und eine intensivere Landwirtschaft zurückgeführt. Schulze und Jessel blieben die Antwort schuldig, warum die zahlreichen und mit enormen Mittelaufwand von Bund und Ländern betriebenen Naturschutzprogramme, die genau diesem Verlust entgegenwirken sollen, offenbar wirkungslos bleiben. Auch die umfangreichen freiwilligen Blühstreifenprojekte der Landwirte blieben ebenso unerwähnt wie eine mögliche Begründung, warum auch diese keinen Effekt haben sollen.
"Es gibt sonst wohl keinen Ressortverantwortlichen, der solch eine Misserfolgsbilanz vorlegen dürfe, ohne sich selbst und das Versagen seiner Politik rechtfertigen zu müssen", so Schwarz. Da sei es natürlich einfacher einer angeblich immer intensiveren Landwirtschaft einseitig die Schuld zuzuweisen, ergänzt der Landwirt aus Rethwisch bei Bad Oldesloe. Dies sei auch von den Tatsachen her fragwürdig. "Die Viehbestände sinken seit Jahren, die Düngermengen ebenfalls und der Aufwand an Pflanzenschutzmitteln sei ebenfalls rückläufig." begründet der Verbandsvorsitzende.
Ein Verursachungsbeitrag der Landwirtschaft werde nicht generell bestritten. Es gebe aber inzwischen hinreichende Hinweise auf andere maßgebliche Ursachen des Artenrückgangs. Wiesen und Weiden seien wie die Blühstreifen kalte Standorte. Der anerkannte Zoologe Prof. Dr. Werner Kunz aus Düsseldorf weise darauf hin, dass außerhalb der landwirtschaftlichen Flächen die für viele Insekten notwendigen trocken-warmen Standorte verschwunden seien und plädiere für die künstliche Schaffung von Offenlandbiotopen.
Beim Rückgang der Vogelwelt ignoriere Schultze die wiederholten Hinweise von Landwirten und Jägern auf die Rolle der Beutegreifer. Nicht nur der heimische Fuchs sondern auch zugewanderte Arten wie Marderhund und Waschbär sowie verwilderte Katzen bereiten vielen Wildvogelgelegen ein Ende. Hinzu kämen der nicht regulierte Überbestand an Krähenvögeln und die Überpopulation an Gänsen, die im Frühjahr auf vielen Grünlandstandorten Wiesenvögeln keine Lebenschancen mehr ließen.
"Wichtigstes Anliegen", so Schwarz, sei es, eine umfassende und ehrliche Ursachenanalyse gemeinsam mit der Landwirtschaft auf den Weg zu bringen, die auch die Gründe für das Versagen der Naturschutzpolitik liefern müsse. "Die Bauern sind die einseitigen Schuldzuweisungen leid", so der Bauernpräsident, vor allem weil sie immer wieder feststellten, dass auf vielen ihrer intensiv bewirtschafteten und kurz gehaltenen Flächen die bedrohten Arten vorkommen, während dies auf den zugewachsenen Naturschutzflächen nicht der Fall sei.