Massive Schäden durch Gänse: Bauernverband fordert aktive Bestandsregulierung
Zehntausende Nonnengänse, die ab Herbst bis in das Frühjahr hinein in Schwärmen über das Land ziehen – was für die einen ein majestätisches Naturschauspiel ist, wird für die anderen zur Bedrohung ihrer beruflichen Existenz.
Landwirte an der Westküste, aber auch im Südwesten des Landes und auf der Insel Fehmarn verzeichnen durch den starken Anstieg der Population und die längere Verweildauer der Tiere starke Schäden auf ihren Acker- und Weideflächen durch den Fraß und die Hinterlassenschaften der Tiere. Diese genießen durch die EU-Vogelschutzrichtlinie einen hohen Schutzstatus.
Um sich einen Eindruck vom Ausmaß der Schäden zu verschaffen, besuchte Ministerpräsident Daniel Günther am Mittwoch, 2. Juni, auf Einladung des Kreisbauernverbandes Südtondern den landwirtschaftlichen Betrieb der Familie Martinen auf der Insel Amrum. "Das Problem der Gänsefraßschäden ist der Landesregierung natürlich bekannt. Zusammen mit den Vertreterinnen und Vertretern aus der Landwirtschaft arbeiten wir daher bereits an Lösungen", sagte Günther. Daher sei es für ihn wichtig, sich vor Ort zu informieren, mit den Betroffenen zu reden und gemeinsam mit allen Beteiligten über die Konzepte für zukünftige Lösungswege zu diskutieren.
Klaus-Peter Lucht, Vizepräsident des Bauernverbandes Schleswig-Holstein, fasst die Forderungen der Landwirte an die Landesregierung und insbesondere das Fachministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt, Natur und Digitalisierung noch einmal zusammen: "Die Zahl der Gänse für einen natürlichen Erhaltungszustand ist bereits jetzt um 200.000 Tiere überschritten, jährlich kommen weitere 10 Prozent dazu. Das ist für die Landwirte nicht länger hinnehmbar. Dass betroffene Bauern massiv in ihrer Existenz bedroht sind, hat uns dieser Besuch bei Familie Martinen eindringlich gezeigt. Die Landesregierung muss nun endlich den auf Artenschutz eingeschränkten Blick auf die Realitäten richten, einen Ausgleich der gegenläufigen Interessen vornehmen und die Möglichkeiten für eine effektive Bestandsregulierung ausschöpfen". Dies könnten Maßnahmen wie Gelege-Management, Abschuss oder Vergrämungsabschuss sein. Lucht verdeutlichte zudem, dass Entschädigungszahlungen keine nachhaltige Lösung seien: "Zum Erhalt der betroffenen Betriebe sind sie sehr wichtig. In Anbetracht knapper öffentlicher Gelder kann es aber nicht zielführend sein, immer größere Schäden mit immer mehr Geld abfedern zu wollen".